Die Lehrzeit ist geschafft. Für die Detailhandelsfachfrau Antonia Eichenberger geht’s auf in die grosse weite Arbeitswelt. Sie berichtet von ihrer neuen Arbeitsstelle auf der anderen Seite des Röstigrabens und was sie dort alles erlebt hat.

Wo bin ich in einem Jahr? Was kommt auf mich zu? Wohin verschlägt es mich? All diese und weitere Fragen stellten ich und meine Mitlernenden uns ziemlich genau vor einem Jahr, als wir kurz vor den Prüfungen standen. Und jetzt ist ein Jahr vergangen und wir befinden uns mit beiden Beinen in der Arbeitswelt. Kein Welpenschutz mehr, sondern eine voll einsetzbare Fachkraft.

Die Bénichon
Nach den Prüfungen liess ich es erstmal etwas ruhiger angehen, genoss die verbleibende Zeit im Lehrbetrieb in Ostermundigen und verabschiedete mich von den Kunden und Arbeitskolleginnen und -kollegen. Im Oktober ging es mit gepacktem Koffer in die grosse weite Welt hinaus − über den Röstigraben nach Freiburg. Welch ein Schritt. Nun ja, ist ja eigentlich ein Katzensprung vom Emmental und innerhalb einer Stunde mit dem Zug erreichbar …
Und dann war es soweit: Hatte ich zwei Tage zuvor noch in Berndeutsch beraten, bediente ich am 2. Oktober bereits auf Französisch in der Boulangerie Saudan. Obwohl die ersten zwei Wochen sehr streng waren und ich froh über die nahe gelegene Wohnung war, hatte ich bereits viel erfahren. So lernte ich zum Beispiel vieles rund um die Bénichon, ein Begriff, den ich vorher noch nie gehört hatte. Die Abläufe wurden klarer, und mit dem Französisch ging es auch immer besser.
Für alle die, die diesen Ausdruck ebenfalls nicht kennen: Die Bénichon ist ein Volksfest, das im ganzen Kanton Freiburg gefeiert wird. Früher wurde Gott für die ganze Ernte gedankt, heute ist es eher eine Chilbi und ein Zusammenkommen der Familie. Typisch für die Bénichon sind Cuchaule, Moutarde de Bénichon und Pains d’anis.

3-Monats-Zyklus
Als ich endlich alle Begriffe zu den Produkten erlernt hatte, kam die Überraschung: 80 % des Sortiments wurden ausgetauscht und die Produkte für die Monate Dezember bis Februar waren da. Doch auch an diesen 3-Monats-Zyklus gewöhnt man sich schnell, nicht nur das Team, sondern auch die Kundinnen und Kunden.
Es ist immer sehr spannend, wie die Kundschaft auf die neuen Produkte reagiert. Sie sind neugierig und auch bereit, ihre Gewohnheiten zu ändern.

Der Kreis schliesst sich
Unterdessen bin ich schon mehr als ein halbes Jahr dort und kann nur staunen, wie schnell die Zeit vergeht! Noch immer gibt es viel zu lernen. Dies war zu Beginn ziemlich schwierig für mich. Nach drei Jahren Ausbildungszeit kennt man sich super im Lehrbetrieb aus. Dann wechselt man und fängt quasi nochmal von vorne an. Doch mit etwas Geduld mit sich selbst und Freude am Beruf lernt man schnell und findet sich im Betrieb zurecht.
Ich bin gespannt auf die kommenden Sommermonate, und bald geht ja die Bénichon schon wieder los. Dort schliesst sich der Kreis und ich bin fast schon ein alter Hase in der Boulangerie Saudan.

Antonia Eichenberger

  • 2015 − 2018: Ausbildung zur Detailhandelsfachfrau in der Bäckerei-Konditorei Muralt, Ostermundigen
  • Seit 2018: Detailhandelsfachfrau in der Boulangerie Saudan, Freiburg

Das könnte Sie auch interessieren