Bernd Siefert ist nicht nur Betreiber des familieneigenen Cafés Siefert, Weltkonditor des Jahres 2015 und Weltmeister der Konditoren 1997, sondern auch Gastreferent an der Richemont Fachschule. Im Interview gibt er uns einen Einblick in die süsse Welt der Hochzeitstorten und damit in seine Passion.

Bernd Siefert, seit vielen Jahren kreieren Sie mit Herzblut Hochzeits­torten. Was fasziniert Sie daran?
Ich finde es faszinierend, dass man mit ganz einfachen Sachen die Leute glücklich machen kann. Es ist toll, ein Teil vom schönsten Tag im Leben der Kunden zu sein. Man kriegt in den Vorgesprächen ja auch immer die Geschichten der Leute mit. Bei manchen ist es die erste Hochzeits­torte, bei anderen hatte man schon mehrmals das Glück. Hochzeitstorten sind schon sehr zeitaufwändig, jedoch spiegeln sie auch unser gesamtes Handwerk wieder – mit Backen, Torte und Dekoration. Im Mai hatten wir beispielsweise einen Auftrag einer Torte, die komplett versilbert wurde. Zusätzlich bekam sie hochwertig gearbeitete Rosen, die fast eins zu eins wie echte Blüten aussahen. Da brauchten wir gut 20 Minuten für eine Rose.

Sind Hochzeitstorten Ihr Hauptgeschäft?
Hauptgeschäft tatsächlich nicht. Wir sind eine klassische Konditorei mit Kaffee, Kuchen, Eis und Pralinen. Da wir handwerklich jedoch ziemlich gut ausgerüstet sind, schicken alle Berufskolleginnen und -kollegen, die keine Lust mehr auf Hochzeitstorten haben oder dafür nicht ausgerüstet sind, ihre Kunden zu uns. Dies ist insbesondere bei komplizierten Torten der Fall.
Wir haben zum Beispiel dieses Jahr die zweite komplett vergoldete Erdbeertorte gemacht. Die Kundin wollte unbedingt vergoldete Erdbeeren, daher haben wir jede einzeln vergoldet und auf die Torte gelegt. Es gibt nichts, was es bei uns nicht gibt. Die Kunden entscheiden, was sie bereit sind zu zahlen, und wir versuchen dann, eine gemeinsame Lösung zu finden.

Welche Art Hochzeitstorten läuft am besten? Und was sind die neusten Trends?
Aktuell ist es tatsächlich die «Naked Cake»-Geschichte. Wie es der Name sagt, wird wirklich nur «drüber geschruppt». Die Torte wird nicht perfekt eingestrichen, wie wir Konditoren uns das gewohnt sind, sondern die Böden sind noch sichtbar. Dies kommt bei den Gästen einfach super an.
Ausserdem läuft bei uns die Eishochzeitstorte sehr gut. 80 % der Hochzeitstorten werden mittlerweile abends gegessen und nicht mehr tagsüber, wie es früher war. Eine Torte um 10 Uhr abends zu essen, kann jedoch schnell zu viel sein. Eine Eistorte mit frischen Früchten geht da immer.

Ist es in Ihrer Branche wichtig, den Trends jederzeit zu folgen?
Ja, denn wir sind Dienstleister. Die Kunden haben einen Wunsch, und meine Aufgabe ist es, diesen zu
erfüllen. Ich kann natürlich versuchen, meinen Stil, meine Kunstform oder meine Rationalität und Aufwendigkeit durchzusetzen, aber am Ende des Tages bezahlt der Kunde meine Dienstleistung − sprich das, was ihm gefällt.

Welchen Tipp würden Sie einem Branchen-Neuling geben?
Am wichtigsten ist es, bei der Produktion auf die Statik zu achten. Denn es gibt nichts Schlimmeres als eine vor der Braut zusammengebrochene Hochzeitstorte – das ist ein No-Go. Das tut auch im eigenen Herzen weh, denn es steckt Herzblut drin und ist mit Liebe gemacht!

Kreationen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die im letzten Kurs in der Richemont Fachschule Luzern entstanden sind finden Sie in unserer Fotogalerie.

Das könnte Sie auch interessieren

Lass geh’n … denn gut Ding will Weile haben