In der Bäckerei-Konditorei-Confiserie von Rotz GmbH in Cham (ZG) werden seit 22 Jahren Lernende ausgebildet. Geschäftsführer Roger von Rotz beurteilt die aktuelle Nachwuchs-Situation positiv und stellt eine rosige Prognose für die Zukunft der Branche.

Seit 22 Jahren – engagiert sich die Konditorei-Confiserie von Rotz für den Branchennachwuchs: Pro Jahr werden mehrere Lernende in der Produktion sowie im Detailhandel ausgebildet. «Die Nachfrage für unsere Lehrstellen im Verkauf und in der Produktion ist gross», bestätigt Roger von Rotz gegenüber «panissimo». Unsere Rahmenbedingungen für die Lernenden sind jedoch gegeben.»
Im Kanton Zug habe es einen relativ hohen Anteil an Verwaltungs- und Informatik-Lehrstellen», analysiert von Rotz die aktuelle regionale Situation. Ausserdem fehle inzwischen vielen jungen Erwachsenen der Bezug zu handwerklichen Berufen.

Die Spitze wird kleiner

Damit das Lehrverhältnis zustande kommt, muss die Bewerberin oder der Bewerber eine zweiwöchige Schnupperlehre absolvieren. Die Bewerbungsunterlagen der interessierten Jugendlichen sind gemäss von Rotz in der Regel hervorragend. «Die Qualität der Bewerber ist die Herausforderung.» Denn die Spitze der guten Bewerber werde je länger je kleiner. «Die Jugendlichen müssen in der zweiten Schnupperlehrwoche erkennen, dass der Job eine super Zukunft hat.»

Arbeitshaltung ist Charakter

Der gelernte Konditor-Confiseur macht jeden Morgen nach seiner Bäckerei-Schicht die Runde, um seine Mitarbeitenden zu begrüssen. Aufgrund der langjährigen Erfahrung ist er unterdessen auf die Signale sensibilisiert: «Ich kenne meine Mitarbeitenden und reagiere sofort, wenn ich spüre, dass etwas nicht stimmt.»
Handelt es sich um einen Lernenden, sucht er das Gespräch oder wendet sich an den zuständigen Berufsbildner. «Die Lernenden kennen heute ihr Aufgabengebiet sehr genau. Sie hinterfragen Dinge eher und äussern sich konstruktiv und selbstkritisch.»
Der Geschäftsführer nimmt die jungen Leute als sehr interessiert und flexibel wahr. Das kritische Hinterfragen und Einstehen für etwas gehören zum Lernprozess dazu. «Arbeitshaltung heisst Charakter.»

Schweizer Meisterin ausgebildet

Einen grossen Erfolg feierte Rahel Weber: Die ehemalige von Rotz-Lernende wurde 2018 Schweizer Meisterin in der Konditorei-Confiserie. Roger von Rotz ist stolz: «Ich gönne ihr den Sieg sehr! Rahel ist sehr ehrgeizig und hat viel Zeit in das Training investiert.» Auch seine Mitarbeitenden supporteten die Wettkämpferin: «Es war toll zu sehen, wie mein Team sie unterstützte.»
Ausserdem war er über die vielen positive Resonanzen erstaunt, die so ein Sieg mit sich bringt. «Das ist beste Werbung für unseren Beruf», freut sich der Berufsfachmann.

Die Herausforderungen sind identisch

Roger von Rotz wünscht sich, dass der Beruf zukünftig wieder mehr auf Interesse stösst: «Ich hoffe, es gibt einen Relaunch für den Detailhandel und die Produktion.» Denn der Wiedereinstieg in diesen Bereichen sei jederzeit – auch nach einer längeren Pause – gewährleistet. Diese Möglichkeit gibt es nicht in allen Berufsfeldern: Die Informatikbranche beispielsweise ist sehr schnelllebig.
«Die Herausforderungen sind in allen handwerklichen Branchen identisch. Die jungen Erwachsenen geniessen heutzutage hohen Wohlstand, der für sie selbstverständlich ist», bedauert von Rotz. Seiner Meinung nach fehlt zum Teil das Bewusstsein dafür, dass zuerst etwas geleistet werden muss, bevor Lorbeeren geerntet werden können. «Ich würde mir wünschen, dass dies in der Schule mehr thematisiert wird.»
Er ist überzeugt: «Die Zukunft wird grossartig, da unsere Fachleute in der ganzen Welt gesucht und hoch angesehen sind. Die Basics sind seit Jahrzehnten und überall gleich.»

Tipps für Lernende und Ausbildner

Der Zuger Konditor-Confiseur Roger von Rotz nennt gegenüber «panissimo» folgende Tipps für Lernende:

  • Machen Sie den Schritt und schnuppern Sie in der Produktion und im Detailhandel.
  • Stellen Sie sich die Frage: Gibt es den Job in einigen Jahren noch? – Denn die Digitalisierung wird viele Jobs wegrationalisieren.
  • Holen Sie die Eltern vor dem Vertragsabschluss mit ins Boot.

Traditionsbetrieb seit 1890

Die Konditorei-Confiserie von Rotz (ZG) wird seit 1996 von Andrea und Roger von Rotz in zweiter Generation geführt. Seit der Übernahme von den Eltern mit sieben Mitarbeitenden ist die ehemalige Dorf-Konditorei stetig gewachsen: Unterdessen betreibt das Ehepaar sechs Filialen und fünf Cafés und beschäftigt 120 Mitarbeitende.
Der Hauptsitz mit Produktion und Eventräumen befindet sich in Lindencham. Von dort aus werden die fünf Standorte beliefert.
Roger von Rotz machte eine Ausbildung zum Bäcker-Konditor-Confiseur, war anschliessend lange Zeit als Konditor-Confiseur in der Hotelbranche tätig. Er bildete sich laufend fachlich sowie im Betriebswirtschaftsbereich weiter bis zum Betriebsökonom.
Andrea von Rotz war ursprünglich als Baumalerin tätig und entschloss sich – nachdem sie damals ihren zukünftigen Ehemann kennengelernt hatte – mit 24 Jahren eine zweite Lehre als Detailhandelsfachfrau Konditorei-Confiserie zu absolvieren. Im Anschluss arbeitete sie in Zürich bei der Confiserie Sprüngli am Paradeplatz. In diesen fünf Jahren hat Sie die Basis für ihre heutige Fachkompetenz vertieft und lebt heute noch die Sprüngli-Kultur. Heute engagiert sich Andrea von Rotz als QV-Expertin im Detailhandel.

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