Auf Bundes- und Kantonsebene sind Bestrebungen im Gang, auf Zucker und Fett Lenkungsabgaben zu erheben. «Dies verursacht mir etwas Bauchweh», betonte SBC-Direktor Urs Wellauer vor dem Zentralvorstand.

Die Zunahme und Verbreitung von Übergewicht erkläre sich aus dem Ungleichgewicht zwischen Energiezufuhr und -verbrauch, bei einem Lebensstil mit zu wenig Bewegung und zu viel oder zu energiereicher Nahrung (bei nicht krankheitsbedingter Übergewichtigkeit). Urs Wellauer zitierte den Philosophen Pierre Bourdieu, der schrieb, der Lebensstil werde durch unsere soziale Herkunft und kulturelle Zugehörigkeit mitbestimmt. Zudem hätten auch Lebensbedingungen wie die Wohnsituation (z. B. genügend und ungefährlicher Aussenraum für Kinder), die Verkehrsplanung (z. B. Trottoire, Velowege) und die Arbeitssituation (z. B. Stress) einen Einfluss darauf, ob wir uns gesund ernähren und genügend bewegen.

Der grösste Handlungsbedarf zur Bekämpfung der Übergewichtigkeit liege deshalb anderswo, nämlich bei den gesellschaftlichen und kulturellen Rahmenbedingungen sowie in der Förderung eines gesunden Lebensstils, des Wohlbefindens und der Bildung der Bevölkerung.

Alle bisherigen Erfahrungen in anderen Ländern mit Steuern und Abgaben auf Lebensmittel hätten das gesundheitsfördernde Ziel nicht erreicht. Für Urs Wellauer ist deshalb klar: «Eine Lenkungsabgabe auf Lebensmittel mit ungesättigten Fettsäuren erachten wir als untauglich. Finanzielle Massnahmen treffen in erster Linie wieder die Schwächsten der Gesellschaft, welche sich aufgrund ihrer Lebenssituation nicht gesund ernähren (können).» Ebenso sei eine Lenkungsabgabe auf Lebensmitteln zur Verbilligung der Krankenkassenprämien ein grundfalscher Ansatz. Die hohen Krankenkassenprämien würden durch ein stark ausgebautes, teures Gesundheitssystem in der Schweiz mit guter Arztversorgung, mit medizinischen Dienstleistungen auf hohem Niveau und hervorragenden Spitalinfrastrukturen verursacht.

Die Weltgesundheits-Organisation (WHO) werde 2018 oder 2019 das Thema Energiezufuhr und auch wieder Salz aufnehmen. «Die Schweiz will hier wiederum Sonntagsschülerin spielen», kritisierte Urs Wellauer, «und diese Punkte vor der WHO diskutieren.» Das heisst nicht, dass sich der SBC über diese Problematik nicht Gedanken macht. Das Konsumentinnenforum hat den Verband angefragt, ob man nicht mit einer positiven Aussage Werbung für unsere Produkte machen könnte.

In der Gruppen Lebensmittel des Schweizerischen Gewerbeverbandes (sgv) ist in diesem Zusammenhang eine Anfrage verfasst worden. Nationalrat und sgv-Direktor Hans-Ulrich Bigler wird diese in dieser Herbstsession einbringen. Weshalb versucht man nun auf Umwegen Präventionsmassnahmen einzuführen, nach dem das Präventionsgesetz abgelehnt worden ist? Diese Frage muss geklärt werden, forderte Urs Wellauer.

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