War er noch vor kurzer Zeit – vor allem in kleineren Betrieben – unerwünscht, nimmt der bargeldlose Zahlungsverkehr heute stetig zu und das Interesse daran wächst. «panissimo» hat sich in unserer Branche nach den Vor- und Nachteilen erkundigt.

In unserer Umfrage bei ausgewählten SBC-Betrieben wollten wir als erstes wissen, seit wann die Unternehmen bargeldlose Zahlungsmittel verwenden. Alle befragten Verbandsmitglieder akzeptieren diese mindestens seit fünf, die meisten sogar seit über zehn Jahren. Die gängigsten Mittel sind Debit- und Kreditkarten (Maestro, Visa, Postcard usw.) sowie Bezahl-Apps wie Twint oder Apple Pay.
Allerdings gibt es in Touristenorten nach wie vor Bäckereien-Confiserien, die ausnahmslos nur Bargeld annehmen. Die Gründe dafür seien die Mietkosten für das Terminal und die hohen Transaktionsgebühren bei Beträgen unter 10 CHF die – besonders in der Nebensaison – nicht rentieren, lautet die Antwort auf unsere Anfrage.

«Kundinnen und Kunden sind eher bereit, mehr Geld auszugeben.»
Annelie Reber, Bäckerei Burkhard, Lyss BE

Das Ergebnis der nicht repräsentativen Umfrage ist praktisch einheitlich und zeigt, dass der bargeldlose Zahlungsverkehr zahlreiche Vorteile für die Betriebe hat: Die Abwicklung und das Handling sind einfacher und sicherer, der administrative Aufwand geringer und die Fehlerquote tiefer. Die Mitarbeitenden und Transaktionen können besser kontrolliert werden, und die bargeldlosen Zahlungen bringen eine Umsatzsteigerung. Ein weiterer grosser Vorteil besteht bei der Hygiene.

Einfaches und sicheres Handling

Mit der Contactless-Funktion können Beträge bis 40 CHF mit der Debit- und Kreditkarte kontaktlos und ohne Eingabe des Sicherheitscodes bezahlt werden. Ab 40 CHF wird ein PIN verlangt. Und auch die Bezahl-Apps sind mit PIN oder Touch-ID gesichert. Zahlungen mit Karte oder Smartphone-App sind zusammengefasst einfacher, schneller und sicherer – sowohl für die Unternehmen als auf für Kundinnen und Kunden. «Es ist speditiver, sofern das Lesegerät kassen­integriert ist», ergänzt Matthias Bachmann (Confiseur Bachmann AG, Luzern).
Zudem ist das Risiko für Diebstahl und Zahlungen mit Falschgeld geringer, da weniger Bargeld in der Betriebskasse liegt und weniger Barzahlungen getätigt werden.
Die Abrechnungen werden durch die Terminalanbieter erstellt. Auch das Bargeldzählen und anschliessende Einzahlen bei der Bank oder Post entfallen teilweise. «Der administrative Aufwand ist geringer», fasst Caterina Testagrossa-Stranieri (Hug Retail AG, Luzern) zusammen.

Spontane Zusatzverkäufe

Mit bargeldlosen Zahlungsmitteln werden vermehrt spontane Zusatz-
einkäufe oder Einkäufe für höhere Beträge getätigt, was zu einer Umsatzsteigerung führt. «Kundinnen und Kunden sind eher bereit, mehr Geld auszugeben», so Annelie Reber (Bäckerei Burkhard, Lyss BE). Dies bestätigt auch Gérald Saudan (Boulangerie Saudan, Freiburg): «Die Ausgaben pro Kunde sind höher und es werden mehr spontane Einkäufe getätigt.»
Zudem ist die Kontrolle besser und die Fehlerquote tiefer: «Es passieren weniger Fehler beim Wechselgeld», begründet Sandrine Golay (Maison Buet, Lausanne). Gregor Menzi (Bäckerei Abderhalden AG, Wattwil SG) stellt im Weiteren fest: «Die Kontrolle über die Zahlungen ist einfacher.» Ausserdem kommt das Verkaufspersonal weniger in Kontakt mit Bargeld, wodurch die Hygiene besser ist. «In einer Bäckerei, wo wir den ganzen Tag mit frischen Lebensmitteln zu tun haben, bietet sich das super an. Es ist viel hygienischer», meint Geschäftsführer Daniel Wehrli (Walter Buchmann AG, Zürich) gegenüber «20 Minuten». Die Bäckerei Buchmann hat im Mai 2018 im Zürcher Studentenquartier die erste komplett bargeldlose Filiale eröffnet.

Kundenbedürfnis

Zusätzlich zu den Vorteilen für die Betriebe, wird auch ein Kundenbedürfnis abgedeckt: Immer weniger Kundinnen und Kunden haben Bargeld dabei. Sie bezahlen vermehrt mit Debit- oder Kreditkarte sowie Apps: «Die jüngeren Generationen haben kein Bargeld mehr, und es ist bequem für Touristen», bestätigt André Müller-Roost (Müller Beck AG, Schaffhausen). Dem stimmt auch Madeleine Kunz (Bäckerei-Confi­serie Kunz, Frick AG) zu: «Die Kunden müssen kein Bargeld mehr dabeihaben». Für die älteren Generationen, die an das Bargeld gewohnt sind, bedeutet dies jedoch eine grosse Umstellung», gibt Jörg Zenhäusern (Zenhäusern Frères SA, Sion) zu be­denken.

Hohe Gebühren bei kleinen Beträgen

Gegen den bargeldlosen Zahlungsverkehr sprechen teils hohen Transaktionsgebühren. Besonders bei kleinen Beträgen: «Die Gebühren zur Bezahlung eines Buttergipfelis sind vergleichsweise hoch», hebt Walter Fuchs (Bäckerei-Konditorei Fürst, Bern) hervor. Gérald Saudan (Boulangerie Saudan, Freiburg) stuft die Gebühren zwar hoch ein, aber verglichen mit dem täglichen Aufwand für das Bargeldzählen und Suchen nach Differenzen als vertretbar. Simone Füger (Bäckerei-Restaurant Füger GmbH, Mörschwil SG) ist zufrieden: «Seit wir einen neuen Anbieter haben, sind die Konditionen sehr gut.»

«Die Gebühren, zur Bezahlung eines Buttergipfelis sind vergleichsweise hoch.»
Walter Fuchs, Bäckerei-Konditorei Fürst, Bern

Brigitte Giger (Konditorei von Rotz, Cham ZG) bemängelt die eher hohen Gebühren bei Kreditkartenzahlungen und die Mietkosten für das Terminal. Betriebe müssen ausserdem länger auf das Geld warten: «Je nach Überweisungsrhythmus ist das Geld nicht sofort verfügbar», so Daniel Eichenberger (Confiserie Eichenberger AG, Bern).
Gemäss Jean Louis Gosnier (Canonica SA, Vernier GE) gibt es ab und zu technische Probleme: «Netzwerkausfälle blockieren das gesamte System.» Ein weiterer Nachteil ist – vor allem in Cafés und Restaurants-, dass Kundinnen und Kunden weniger bereit sind, Trinkgeld zu zahlen.

Gutscheine

Neben den gängigen Zahlungsmitteln bieten praktisch alle Bäckereien-Confiserien Kundenkarten oder Geschenkgutscheine an. Alternativ können Betriebe die verbandseigenen SBC-Gutscheine beziehen.

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