Wie steht es um die Wünsche und Werte der Konsumentinnen und Konsumenten? Wie sieht die Realität tatsächlich aus? Wie geht die Wirtschaft damit um? Antworten auf diese Fragen wurden am Event Brennpunkt Nahrung vom 5. November in Luzern diskutiert und analysiert.

Eines ist klar: Es gibt nicht DEN Konsumenten. Dies eine der zentralen Aussagen von Dr. Mirjam Hauser, Senior Market Researcher von GIM Suisse AG, in ihrem Referat «Spagat zwischen Wunsch und Wirklichkeit» am Event Brennpunkt Nahrung in Luzern. Der Mensch befinde sich in einem Spannungsfeld. So, wie nicht DER Konsument existiere, gebe es auch nicht DIE Esssituation, betonte die Marktforscherin. Diese seien verschieden und könnten sich widersprechen. Ebenso seien auch die Werthaltungen unterschiedlich. Diese sind u.a. abhängig von Zeit, Freunden, Familie, sozialem Umfeld, Persönlichkeit und Ressourcen.

Fazit: Die Konsumenten wollen ohne schlechtes Gewissen gegenüber sich selbst, der Familie und der Umwelt gut und umfassend essen, geniessen, das heisst Natürlichkeit, Nachhaltigkeit, Gesundheit, Genuss und Abwechslung vereinen.

Gerechtigkeit, Solidarität und Verantwortung

Dr. Mirjam Hauser hat Food Trends, die vor zehn Jahren erhoben worden sind, einem Realitätscheck unterworfen. «Die meisten sind auch heute noch relevant», lautete ihr Fazit: Individualisierung, Zugehörigkeit, Komplexität, Gesundheit, Flexibilität und Werteorientierung. Riesenthemen seien zudem die Geborgenheit in einer digitalen Welt, die Leistungssteigerung sowie der Wille, Verantwortung zu übernehmen.

Der Schweizer Bevölkerung ist zudem Gerechtigkeit, Solidarität und Verantwortung wichtig. Aber gerade hier glaubt sie, gemäss Hauser, nicht daran, dass sich die Zukunft positiv entwickeln wird. Andere Dinge hingegen, die an Gewicht zunehmen, seien nicht erwünscht.

Tradition und Heimatgefühl

Die Regionalität, die Erfahrung, die Traditionen, das Heimatgefühl, die reale Nähe würden weiterhin an Gewicht gewinnen, prognostiziert Hauser. Bauernmärkte erfahren ein Revival, aber in neuer Form und anderen Hüllen. In diesem Zusammenhang erwähnte die Referentin die Streetfood-Festivals mit Beteiligung von jungen Menschen. Regionalität finde zudem auch in der Gastronomie Niederschlag. Restaurateure investieren in die eigene Produktion und kaufen beispielsweise einen Bauernhof. Die Gastronomie-Kette eataly.com verfolge dies konsequent und vermarkte es ebenso entsprechend. Nun würden auch Bars damit nachziehen und zum Teil ausschliesslich mit regionalen Produkten mixen.

Mirjam Hauser zählte in ihrem Referat auch die technischen Fortschritte wie die intelligenten Kühlschränke, den Fleischersatz, den intelligenten Lieferservice, welche revolutionierend wirken, auf.

Zu viele Labels

In der anschliessenden Diskussion waren unter anderem die vielen Labels in der Lebensmittelbranche ein Thema. «Wir haben zu viele Labels», hielt Mirjam Hauser fest. Noch mehr davon würden dem Konsumenten nicht helfen. Die welsche Konsumentenschützerin Sophie Michaud Gigon pflichtete ihr bei. «Die Labels helfen schon, aber wenn es zu viele sind, ist es, wie wenn man keine hat.» Sie sprach sich dafür aus, nur die qualitativ guten zu behalten und plädierte dafür, die Oekobilanz auf den Produkten aufzuzeigen. Die Konsumenten hätten keine Zeit, um zu lesen, was im Produkt enthalten sei, entgegnete Marc Buckley, Offical UN SDG Advocate, F & B Expert Networt member oft he World Economic Forum, und unterstrich: «Die Produzenten haben eine grosse Verantwortung!» Labels würden nichts nützen, wenn man es nicht verkaufen könne, ergänzte Fritz Rothen, Geschäftsführer IP-Suisse. «Ich habe viele Labels kommen und sterben sehen.»

Vollständige Berichterstattung in der Printausgabe von «panissimo» Nr. 23.

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