Suela Amin schreibt in ihrem Blog, was man vom «Gamen» fürs Leben lernen kann.

«Alles, was ich im Leben über Moral oder Verpflichtungen des Menschen gelernt habe, verdanke ich dem Fussball.» So erklärte das einst der französische Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger Albert Camus. Damit drückte er ein Gefühl aus, welches wohl viele wiedererkennen dürften: die Liebe zu einem Hobby, einer Berufung, die das Leben nachhaltig prägte.

Würde das Wort «Fussball» allerdings durch das Wort «Gaming» ersetzt, fände die Aussage wohl weit weniger Anklang. So werden Gamerinnen und Gamer – gerade in Zeiten, in denen das Digitale auch zunehmend kritisch betrachtet wird – des Öfteren mit Vorurteilen konfrontiert: Videospiele seien gewaltverherrlichend und förderten Tendenzen zur sozialen Isolierung, heisst es beispielsweise immer wieder. Gamerinnen und Gamer hingegen fühlen sich oft missverstanden, ihr Hobby fälschlicher­weise verunglimpft.

Während ich grundsätzlich fest an den Wert dieser Diskussionen glaube, bin ich doch der Überzeugung, dass dem Gaming mit solch einseitigen Argumentationen Unrecht getan wird. Denn auch ich finde mich als Gamerin in der Aussage Camus’ wieder; auch ich habe durch mein Hobby viel fürs Leben gelernt.

So etwa Disziplin, Hartnäckigkeit und Durchhaltevermögen: Denn kaum ein Gefühl ist besser, als nach stundelangem Probieren ein Level zu schaffen, das man ohne harte Arbeit nie hätte meistern können. Der Wert von gutem Teamwork: Denn ohne Zusammenarbeit kommt man in einem Multiplayer-Spiel nur selten weit. Und zu guter Letzt: Empathie. So wurde ich durch Games mit verschiedensten Perspektiven, Schicksalen und Facetten des Lebens konfrontiert, die mich lehrten, dass hinter jeder Person eine Geschichte steckt – auch wenn man diese auf den ersten Blick nicht sehen mag.

Und darum glaube ich, dass jeder Mensch, auch der Bäcker oder die Bäckerin von meinem Znüni-Brötli, vom Gaming profitieren kann – wenn er oder sie sich denn darauf einlässt.

Suela Amin ist seit Sommer 2018 Digital- und Games-Redaktorin beim Nachrichtenportal Nau.ch. Neben ihrer spannenden und abwechslungsreichen Arbeit in der News-Redaktion studiert die Bernerin Politikwissenschaft an der Universität Zürich.

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Die Blog-Beiträge spiegeln die Meinung des Gastkolumnisten wieder. Für deren Richtigkeit und Vollständigkeit übernimmt «panissimo» keine Gewähr.

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