Einen Bäcker heiraten? Das konnte sich Isabelle Widmer nicht vorstellen. Doch die Liebe nimmt meist keine Rücksicht auf Vorstellungen. Heute hilft die gelernte Gestalterin Werbetechnik mit viel Freude im Betrieb ihres Ehemannes (Bäckerei-Konditorei Widmer in St. Antoni) mit.

Regelmässig rief ich ihn an, um zu fragen, ob er Lust auf ein Feierabendbier hat. Er kam immer!
Heute weiss ich, ein Bäcker schläft normalerweise um diese Zeit. Dass ich ihn jeweils aus dem Schlaf gerissen hatte, erwähnte er natürlich nicht.
Neben dem Bäckerberuf war Frédéric in seiner Freizeit als Radio­moderator tätig. Ganz ehrlich, damals fand ich den Moderator interessanter als den Bäcker. Ein Bäcker, der im elterlichen Betrieb arbeitet. In St. Antoni. Wie würde da meine Zukunft aussehen? Habe ich doch absolut keinen Bezug zu dieser Branche.
Es dauerte eine Weile, doch dann wurde aus einer gelungenen Freundschaft Liebe. (Vielleicht landet er ja wirklich mal beim Radio. So mein Gedanke als frisch Verliebte.)

Adieu Stadtleben

2011, nach vier Jahren Beziehung, kam dann unsere Tochter zur Welt. Wir verabschiedeten uns vom Freiburger Stadtleben und zogen aufs Land. Nochmals vier Jahre später verschlug es uns dann nach St. Antoni. In kurzer Distanz zum elterlichen Betrieb steht die «Alte Post». Ein Chaletbau aus dem Jahr 1945, den wir 2014 kauften und renovierten. Ja, und da war ich nun, definitiv und tatsächlich, in St. Antoni. Ich arbeitete weiterhin auf meinem gelernten Beruf als Gestalterin Werbetechnik. Mit dem neuen Wohnsitz erhielt ich jedoch einen Einblick in das Gewerbe meines Mannes und seiner Familie.

«Die Leidenschaft meiner Schwiegereltern für ihren Beruf, ihr Engagement für den Betrieb wollen wir wahrnehmen und weiterleben.»

Ich bin soweit

Als 2016 eine Verkäuferin in den Ruhestand ging, beschäftigte ich mich erstmals mit dem Gedanken, im Betrieb mitzuarbeiten.
Ich war soweit. Ich war voller Motivation und glaubte an eine tolle Zukunft. Vor dem Ofen stehen und Brote backen werde ich wohl nie, aber ich helfe gerne mit, wo immer ich kann. Den täglichen Kontakt mit der Dorfkundschaft möchte ich jedenfalls nicht mehr missen, und auch die anfallenden Arbeiten im Hintergrund bereichern meinen Arbeitsalltag.

«As chunnt äbe so, wis chunnt, u so wis chunnt, chunnts äbe guet.»

Veränderungen stehen an

Diesen Sommer steht mit dem Umbau ein Neuanfang bevor. Laden, Restaurant und Backstube verdienen nach 40 Jahren einen neuen «Anstrich».
Mit der bevorstehenden Übernahme, zusammen mit Frédérics Schwester und deren Ehemann, sowie einem neuen Konzept schaffen wir für uns und unsere Kundschaft eine positive Veränderung. Nebst der Übergabe an die vierte Generation feiert die Bäckerei Widmer 2021 das 100-Jahr-Jubiläum.
Die Leidenschaft meiner Schwiegereltern für ihren Beruf, ihr Engagement für den Betrieb, in dem sie immer noch Vollzeit arbeiten, wollen wir wahrnehmen und weiterleben.

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