«panissimo» hat einige SBC-Mitglieder über die aktuelle Situation befragt. Hier ein kleiner Einblick:

Wie haben Sie die Corona-Krise bisher erlebt?

René Stocker, Bäckerei Konditorei Stocker AG, Sursee (LU):

…zuerst schleichend, vor allem beim Znüni -und Zmittag-Verkauf, da im Homeoffice gearbeitet wird. Nach dem Lockdown verzeichneten wir eine Ladenumsatzeinbusse von 40 %, bei den Lieferkunden 80 %.
Wir konnten kaum reagieren, schon wurden wieder neue Regeln herausgebracht. Wir waren aber trotzdem früh dran mit der Umsetzung der Ladeneintrittskontrolle (1.5 Woche vor den Grossverteilern) und nahmen auch per sofort alle Mitarbeitenden einer Risikogruppe aus dem Betrieb. Auch unseren Lieferservice lancierten wir sehr früh, leider ohne grossen Erfolg. Es ist eine sehr herausfordernde und frustrierende Zeit.

Peter Signer, Signer Bäckerei-Konditorei-Café, Zizers (GR):

Wahrscheinlich wie bei allen anderen Berufskollegen auch: Das Café geschlossen, Bestellungen wurden annulliert, Anlässe wurden storniert oder auf unbestimmte Zeit ausgesetzt, Lieferkunden sind weggebrochen. Die Kunden schätzen das Angebot trotz Sortimentsstraffung und sie verhalten sich sehr diszipliniert.

Andrea Hotz, Bäckerei Hotz Rust AG, Baar (ZG):

Es hat positive und negative Seiten. Negativ der Umsatzrückgang von mehr als 50 % und die Unsicherheiten über die Zukunft. Im Betrieb spüren wir eine grosse Solidarität und Verständnis unserer Mitarbeitenden für kurzfristige Arbeitsplan-Änderungen und die angeordnete Kurzarbeit. Seitens unserer Kunden spüren wir viel Dankbarkeit für unsere Dienstleistungen wie z.B. den neu aufgezogenen Home-Lieferservice.
Privat erlebe ich die ganze Situation entschleunigend. Wir haben wieder mehr Zeit für unsere Familie. Jetzt sind am Abend wieder alle zu Hause und es finden gemeinsame Nachtessen und Spieleabend statt. Dies geniesse ich sehr.

Sira Dudle, Pfenniger GmbH, Goldau (SZ):

Die Corona-Krise haben wir bis jetzt als sehr intensive Zeit erlebt. Wir haben mehrmals unsere Einrichtung, das Sortiment und den Personaleinsatz angepasst. Wir sind als Firma ständig auf Achse und versuchen den Kunden beste Dienstleitung zu bieten. Da wir einen kostenlosen Lieferdienst anbieten, dürfen wir grosse Dankbarkeit von Seiten der Kunden geniessen. Diese Dankbarkeit und eine grosse Solidarität spüren wir aber auch im Geschäft.
Da wir ein gut funktionierendes Schleusensystem haben, fühlen sich unsere Kunden und das Verkaufspersonal sicher und wohl.

Peter Lyner, Beck Lyner, Winterthur (ZH):

Es sind hektische Zeiten: Die behördlichen News, die täglich verarbeitet werden müssen; Anpassungen, die im Betrieb vorzunehmen sind; die Umstellung in der Produktion, die Anpassung im Sortiment und beim Verkaufsverhalten der Verkäuferinnen bis hin zu neuen Ideen für den Absatz — wir sind vor allem im Leadership extrem gefordert.

Fritz Forrer, Bäckerei-Konditorei-Confiserie, Ebnat-Kappel:

Die ersten, einschneidenden Bestimmungen des Bundesrates haben bei uns in diesem Moment einen Schock ausgelöst. Wir waren aber danach dankbar, zu den Branchen oder Betrieben zu gehören, die weiterhin uneingeschränkt offen halten durften. Die Tagesumsätze gingen rasant zurück, die Stimmung und die Kauflust unserer Kundschaft waren auf einen Schlag kaum mehr vorhanden. Trotzdem stiessen wir bei den Kunden auch auf viel Verständnis und Wohlwollen.
Inzwischen dürfen wir erleichtert feststellen, dass sich die Umsätze relativ rasch wieder spürbar erholt haben, die Kunden schätzen, dass wir für sie da sind und leisten sie sich auch wieder mehr.

Regula und Burkard Kreyenbühl-Hirschi, Bäckerei-Konditorei-Confiserie-Café, Muri (AG):

Wir waren Ende Februar für zwei Tage im Goms auf den Langlauf-Skis. In der Mittags-Siesta hatten wir Zeit, um ausgiebig die Zeitungen zu lesen. Da haben wir so richtig wahrgenommen, was in Italien abläuft und uns wurde klar, dass dies eine grosse Welle auslösen wird. Einen Tag später wurde der Engadin Skimarathon abgesagt. Da sahen wir, dass eine Epidemie mit grosser Tragweite auf uns zukommt. Die folgen der nationalen Entscheidung waren dann vorhersehbar und gut kommuniziert. Mit einem Brief haben wir unsere Mitarbeitenden auf wichtige Punkte in der Organisation und Arbeitssicherheit informiert. Ebenso über Personaleinsatzpläne, die Kurzarbeit und das Arbeitsrecht. Die Mitarbeitenden stehen loyal hinter der Firma, sind engagiert.
Für uns als Unternehmer-Paar sind die Herausforderungen vielschichtig: Unternehmen führen mit betriebswirtschaftlichen Herausforderungen (Café geschlossen), «Pflegen» der Mitarbeitenden (Streicheleinheiten). Familie mit Teenagern, keine Schule. Eine Tochter an der Hochschule hat Fernstudium. Die zweite Tochter steht vor dem QV…

Andreas Kuster, Jakob’s Basler Leckerly, Basel:

Es ist noch einschneidender als im Interview an der Fasnacht («panissimo» vom 6. März) befürchtet. Als Event- und Gastronomiezulieferant ist ein grosser Teil unseres Geschäftes weggebrochen. Der Online-Handel ist zwar zum Glück gestiegen, kompensiert aber leider die erheblichen Ausfälle nicht.

Kevin Sollberger, Bäckerei-Konditorei Sollberger, Gontenschwil (AG):

Als vor mehr als drei Wochen den Notstand in der Schweiz einberufen wurde, hatten auch wir unsere Zweifel und Ängste, wie sich dies auf unseren Familienbetrieb auswirken wird. Wir merkten jedoch sehr schnell, dass unsere Kunden auch in einer Krisenzeit die Arbeit und die Produkte von uns sehr wertschätzen. Viele sind sehr dankbar dass wir jetzt den ganzen Tag geöffnet haben (von 5.30 bis 18.30 Uhr) damit sie trotz geschlossenen Restaurants etwas Zmittag kaufen können. Es bedingt aber auch von unserer Seite, die Krise als Chance zu sehen, da wir glauben dass diverse Kunden die Grossverteiler jetzt meiden und sich die Zeit nehmen, in mehreren kleinen Betrieben ihre Einkäufe zu tätigen. Auch das Ostergeschäft läuft sehr gut und die Schoggihasen finden grossen Anklang.

Barbara Richner, Bäckerei-Confiserie Richner AG, Veltheim (AG):

Ich stehe oft da und denke, ich bin im falschen Film. Die Welt hat sich innert so kurzer Zeit so massiv verändert. Die meisten Menschen arbeiten und die Kinder lernen von zu Hause. Die elektronische Entwicklung ist auf den Schnellzug gehüpft. Und im Gegenzug ist so viel Ruhe eingekehrt und fast überall steht einfach alles still.
Viele Betriebe sind geschlossen und mein Herz weint für alle, die krank sind oder einen geliebten Menschen verloren haben. Mein Herz weint aber auch für diejenigen, die sich durch die Corona-Krise in finanzielle Schwierigkeiten bewegen, als Arbeitgeber nicht mehr weiter wissen, geliebte Mitarbeitende entlassen müssen und Familien, die in Not geraten. Etlichen Betrieben, auch in unserer Branche, geht es nicht gut. Es musste Kurzarbeit beantragt werden oder sogar geschlossen werden. Das tut mir sehr weh.
Ich denke, wir, als Betrieb, hatten dieses Mal viel Glück, dass wir unsere Bäckerei-Konditorei-Confiserie auf dem Land führen. Die Menschen kommen momentan eher in die ländlichen Regionen. Die Kunden sind in Bezug auf Corona auch viel entspannter als die «Städter». ernst nehmen es aber alle.
Was mich immer wieder erstaunt ist, wie sich die Menschen an den Abstand halten und auch schön Schlange stehen. Das hätte vor ein paar Monaten niemals einfach so funktioniert.
Unheimlich stolz bin ich auf die Unterstützung des SBC und die immer sehr schnelle Kommunikation und Hilfestellung. Ein riesiges Dankeschön.
Bei uns herrscht momentan der Ausnahmezustand im positiven Sinne. Wir bekommen mit dem Corona-Hasen so viel Aufmerksamkeit, wie noch nie. Wir produzieren Tag und Nacht und das ganze Wochenende. So ein schönes Geschenk, dass wir an Umsatz durch den Corona-Hasen bekommen haben. Alle Lieferungen an Restaurants, Apéros und Events wurden gestrichen. Mit dem Corona-Hasen können wir das Minus wieder aufholen. Man könnte fast sagen: Der Corona-Hase rettet Arbeitsplätze. Jedenfalls bis Ostern. Was nachher kommt, wissen wir noch nicht.

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