2022 nimmt Juliana Thöny, die amtierende Schweizer Meisterin in der Konditorei-Confiserie, an den Weltmeisterschaften in Shanghai teil. Sie besuchte die berühmten Pastry Academy von Instagram-Star Amaury Guichon in den USA.

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Ich bin sehr dankbar, dass ich die Chance bekommen habe, eine zehnwöchige Ausbildung in der Pastry Academy von Amaury Guichon auf der anderen Seite der Weltkugel zu machen. Gerne blicke ich immer wieder auf ein geniales, einzigartiges und lehrreiches Abenteuer in Las Vegas zurück.

Die etwas verrückte Stadt

Mein Abenteuer startete ehrlich gesagt bereits etwas vor dem Schulbeginn und es war mit einer überstürzten Abreise aus der Schweiz verbunden. Denn um überhaupt in die USA einreisen zu dürfen, «musste» ich mich zuvor für zwei Wochen in Mexiko aufhalten. Deshalb habe ich meine Zeit vorerst mal mit Verweilen am Strand und Erkunden des Landes verbracht.
Ich war erleichtert, als ich in der Nacht vor dem ersten Schultag anfangs Oktober endlich mein Ziel – Las Vegas – erreicht hatte. Die Stadt selber ist schon etwas verrückt. Und egal ob Tag oder Nacht, es läuft immer etwas. Heiraten ist praktisch um jede Ecke (24/7) möglich, Casinos fast immer in Sichtweite und um siebenspurige Strassen zu überqueren, dauerte es meist eine ganze Weile.

Hoher Stellenwert im Ausland

Nach einer Vorstellungsrunde, diversen Informationen und einem gemeinsamen Frühstück starteten wir die ersten beiden Schultage mit Theorie. Später wechselten wir in die Backstube. In meiner Klasse waren wir 17 Schülerinnen und Schüler im Alter von 18 bis 60 Jahren, davon vier aus Europa. Trotz der verschiedensten Herkunftsländer hatten wir von Beginn an einen guten Zusammenhalt und immer fröhliche Unterrichtsstunden. Gemeinsame Leidenschaft verbindet eben!
Eine studierte Architektin, ein professioneller Pokerspieler, ein ehemaliges Fashion-Model und ein Pastry Chef mit zehn Jahren Berufserfahrung – die Herkunft und Skills der Teilnehmenden war gut durchmischt. Mir wurde auf jeden Fall bewusst, was für ein ausgezeichnetes Bildungssystem wir in der Schweiz geniessen dürfen. Zudem hat unser Land einen extrem hohen Stellenwert im Ausland. Ob die hochwertige Couverture von Felchlin oder der Bamix, mein Lehrer schwärmte oft, wie genial und gut die Qualität doch sei – made in Switzerland sagt eben schon etwas aus.

Das Highlight der Woche

Die Ausbildung bestand aus total zehn Modulen, jede Woche eines. Ob Petits-Fours, Bäckerei, Tartes, Dessertteller, Schokoladenwoche, Glace oder diverse Entremets-Optionen: Die ganze Palette wurde unter die Lupe genommen. Jeden Freitag gab es einen perfekt angerichteten Ausstellungstisch mit allen produzierten Produkten der jeweiligen Woche, was für mich immer das Highlight war. Produkte wie Zebra-Toastbrot, Cookie-Glacé-Sandwich, klassische und vegane Macarons, diverse Tarte-Variationen, «homemade» Snickers und Gummibärli sowie glutenfreier Blätterteig. Dies sind nur wenige der interessanten Produkte, welche wir herstellten. Unterrichtet hat grösstenteils Michel Ernots. Er ist Mitgründer der Pastry Academy und wir verbrachten viele unterhaltsame und lehrreiche Stunden mit ihm. Es gab immer etwas zu Lachen, Klatschen oder Degustieren. «Who want’s some treats?», fragte er mehrmals täglich. Wir waren natürlich immer alle dabei!

Fast wie in einem Kleiderladen

Die Unterrichts- und Lagerräume sind sehr organisiert, was ich geliebt habe. Beispielsweise waren unzählige Silikonformen an Kleiderbügeln befestigt und schön sortiert auf der Stange aufgereiht. Es fühlte sich fast an wie in einem Kleiderladen. Im ganzen Schulgebäude verteilt sind perfekt aussehende Schoko­ladenschaustücke ausgestellt. Dies war unter anderem auch ein Grund für die kühle Raumtemperatur. Wir Schülerinnen und Schüler waren daher immer mit mehreren Kleiderschichten unter unseren personalisierten Arbeitsblusen ausgerüstet.

Instagram-Star im echten Leben

Die lustigste Situation war für mich in der Schaustückwoche mit Amaury Guichon, als wir eine Technik ausprobierten, bei der Luftballons in Schokolade gedippt werden. Beim Chef selber hat alles wunderbar geklappt, doch als wir an der Reihe waren, «klöpfte» fast jeder Ballon nach dem Dippen und eine Person nach der andern war von oben bis unten mit Schokolade gesprenkelt (inklusive Fensterscheiben und Wände). Wir hatten also alle unseren Spass!
Es ist einfach genial zu sehen, wie Amaury seine Schaustücke herstellt. Die Endresultate sind unglaublich schön und exakt, bein­halten diverse Techniken, sind detailreich, haben verschiedene Strukturen – einfach grossartig! Für mich war es definitiv eine Ehre, Amaury persönlich kennenzulernen und zu sehen, wie der Instagram-Star mit eigener Netflix-Show im echten Leben so ist und arbeitet.
Mit neuen Theorie- und Rezeptbüchern, einer eigenen Werkzeugtasche und unzähligen wertvollen Erfahrungen verlasse ich die Stadt der unbegrenzten Möglichkeiten und starte in mein neues Abenteuer, die WorldSkills 2022 in Shanghai.

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