Berufsbildnerin und Prüfungsexpertin Samantha Schönholzer (Beck Lyner, Winterthur [ZH]) wollte ursprünglich Filialleiterin werden. Unerwartet öffnete sich eine neue Tür, die sich im Nachhinein als die richtige herausstellte.

Vor zwölf Jahren kam ich als Detailhandelsfachfrau zum Beck Lyner nach Winterthur. Damals hatte ich knapp zwei Jahre Berufserfahrung, war also noch ziemlich neu in der Berufswelt. Die Stelle war klasse – eigene Ideen einbringen, Verantwortung übernehmen, im Team etwas erreichen.
Ein Jahr später kam mein erstes Kind zur Welt – 2017 und 2019 folgten das zweite und dritte.

Nach dem Mutterschaftsurlaub durfte ich in der gleichen Funktion mit einem reduzierten Pensum weiterarbeiten. Das Arbeiten mit den Lernenden mochte ich besonders. So konnte ich schon bald den Berufsbildnerkurs in der Richemont Fachschule in Luzern besuchen. Für die Lernenden war ich dann eine Art Bezugsperson, hatte aber noch nicht die Verantwortung für sie.

Es war viel Flexibilität nötig

2011 bot mir mein Chef die Weiterbildung zur Branchenspezialistin an. Eigentlich musste ich nicht lange überlegen, denn rein beruflich war dies ja absolut genial. Privat jedoch musste das Ganze gut organisiert werden – eine kleine Tochter und ein 50 % Job. Ich fand dann eine Lösung: Meine Tochter durfte die Zeit, in der ich die Blockkurse besuchte, bei meinen Eltern verbringen. Das war eine Erleichterung. Denn so konnte ich mich während den Schultagen ganz auf die Weiterbildung konzentrieren. Für das Lernen zu Hause war aber viel Flexibilität nötig. Im März 2012 bekam ich dann die tolle Nachricht: Prüfung bestanden.

Zum Glück, wie sich herausstellte

Zu Beginn meiner Karriere hatte ich das Ziel, als nächstes eine Filiale zu führen. Das konnte ich aber wegen meinem reduzierten Pensum nicht. Zum Glück, wie sich herausstellte.
Bald übernahm ich stattdessen die Leitung der beruflichen Grund­bildung für den Detailhandel im Betrieb. Diese habe ich neu strukturiert und gestaltet, eigene Bildungspläne geschrieben und alle Abläufe optimiert. Wir konnten unsere Lehrstellen verdoppeln und arbeiten nun mit Bezugspersonen. Das heisst, ein Mitarbeiterin ist Ansprechpartnerin für jeweils zwei Lernende. Dies ermöglicht mir, mein Job auch mit reduziertem Pensum zu erledigen.

Gewinnbringender Austausch

Es ist spannend, etwas fast von Grund auf neu aufzubauen und zu gestalten. Ich habe das Glück, eigene Ideen sofort umsetzen zu können und Änderungen vorzunehmen, wo sie sinnvoll oder nötig sind.
Seit 2015 darf ich in den Kantonen Zürich und Schaffhausen praktische QV abnehmen. Diese Tätigkeit ist für meinen Job sehr wertvoll. Denn ich lerne viele Betriebe kennen, erhalte neue Inputs und kann mich mit anderen Berufsbildnerinnen und Berufsbildnern sowie Prüfungsexpertinnen und -experten austauschen, was stets sehr aufschlussreich ist. Ich kann unglaublich viele Erfahrungen sammeln. Und das wiederum kommt auch unseren Lernenden zugute.

Mein Ziel hat sich geändert. Eine Filiale möchte ich nicht mehr führen. Vielmehr will ich unseren Lernenden einen super Ausbildungsplatz bieten, sie fördern, fordern und begleiten, wie sie es verdienen. Darum starte ich im Herbst die nächste Weiterbildung in diese Richtung: nämlich den Diplomlehrgang Berufsbildner in Lehrbetrieben. Ich freue mich auf die Zukunft und die Erfolge unserer Lernenden.

Samantha Schönholzer

2004 – 2006: Ausbildung zur Verkäuferin, Bäckerei Krauer, Müllheim
2006 – 2008: Angestellte im Detailhandel und Service, Rösslibeck Amriville, Amriswil
Seit 2008: Angestellte im Detailhandel Beck Lyner, Winterthur
Seit 2010: Berufsbildnerin
Seit 2012: Branchenspezialistin Bäckerei-Konditorei-Confiserie
Seit 2015: Leiterin berufliche Grundbildung Detailhandel
Seit 2015: Prüfungsexpertin ZH/SH
Seit 2018: Top-Ausbildungsbetrieb
Seit 2019: Jurymitglied Decorissima
Ab 2020: Weiterbildung zur «Berufsbildnerin in Lehrbetrieben»

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