Marilena Abt, Trendconsultant im Trendforschungsunternehmen Trendone, stellt drei wichtige Trends aus den Branchen Lebensmittelproduktion und Handel vor, die uns in den kommenden Jahren verstärkt beschäftigen werden.

1. Urban Countrification

Der zunehmende Einzug von ländlichen Praktiken in das urbane Umfeld: Bereits heute lebt die Hälfte der Weltbevölkerung in Städten, und 2050 werden es Schätzungen zufolge bis zu 75 % sein. Urban Countrification beschreibt den Einzug von ländlichen Praktiken in das urbane Umfeld. Eine erste Trendform davon trat bereits Anfang der 2000er-Jahre auf: «Guerilla Gardening» bezeichnete damals das heimliche Säen von Pflanzensamen als subtiler politischer Protest. Darauffolgend wurde das «Urban Gardening», also das Bepflanzen von Dächern und Hauswänden für den Selbstversorgungszweck, populär. Wem echte Gartenarbeit doch zu dreckig ist, der kann sich ein Stück Landnostalgie in Form von Strickkursen, Magazinen wie «Landlust» oder TV-Formaten wie «Bauer sucht Frau» bequem auf die Wohnzimmercouch holen.

2. Alternative Food

Konsumenten sind für spezielle Ernährungsformen sensibilisiert: Start-ups und Starköche sind auf der Suche nach neuen, nachhaltigen und nährstoffreichen Nahrungsressourcen. Konsumenten wiederum sind zunehmend sensibilisiert für Themen wie Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder die globale Lebensmittelknappheit. Von Algen aus dem 3D-Drucker über Insektenmehl bis hin zu Fleisch, das auf synthetischer Basis im Labor gezüchtet wurde: Alternative Ernährungsformen finden zunehmend Anklang in der gesellschaftlichen Mitte westlicher Industrienationen und fordern Produzenten und Erzeuger heraus.

3. Retail Robots

Eine neue Automatisierungswelle macht den Roboter zum Kooperationspartner: Mein Kollege der Roboter – dieser Satz könnte im Einzelhandel bald Realität sein. Weltweit testet die Retail-Branche den Einsatz von Robotern in ihren Filialen. Künstliche Assistenten mit symphytischen Namen wie «Tally» und «Tory» scannen die Regale autonom auf der Suche nach fehlenden oder falsch sortierten Waren. Das Personal soll so von Routinetätigkeiten entlastet werden und mehr Zeit für die persönliche Kundenberatung erhalten. Selbstfahrende Einkaufswagen wie «WiiGo» oder «Dash» folgen dem Kunden eigenständig durch den Laden. Hinter diesen Konzepten steht die Vision des automatisierten Handels. Supermärkte und Restaurants, die gänzlich ohne Mitarbeiter operieren, eröffneten bereits in Schweden und den USA.

Marilena Abt, geboren in Basel, lebt und arbeitet seit 2014 als Consultant für das Trendforschungs- und Innovationsberatungsinstitut Trendone GmbH mit Hauptsitz in Hamburg. Davor arbeitete sie mehrere Jahre im Marketing und Business Development eines international tätigen Konsumgüterherstellers in der Schweiz. Sie absolvierte ein Studium an der Zürcher Hochschule der Künste im Bereich Trends & Design.

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