Die Bäckerei-Konditorei-Confiserie von SBC-Vizepräsident Jean-François Leuenberger in Courtelary (BE) feiert eine 150-jährige Familientradition. Ein kurzer Rück- und Ausblick.

Der seit 1989 von Jean-François Leuenberger geleitete Familienbetrieb in Courtelary hat heute in fünf Orten des Tals von St-Imier (BE) eine Verkaufsstelle und beschäftigt zehn Personen in der Produktion sowie 25 in Detailhandel, Lieferdienst und Administration (inkl. drei Lernende). Wegen der Corona-Pandemie will man das diesjährige 150-Jahr-Jubiläum erst 2021 feiern. Der 57-jährige Inhaber versucht bereits seine Nachfolge zu regeln.

Vier Generationen Leuenberger

Jakob Leuenberger, der Ururgrossvater des jetzigen Chefs, zog vom Emmental in den Berner Jura und arbeitete als Bäcker in Courtelary. 1870 übernahm er eine der sechs Bäckereien im Dorf. Zu dieser gehörten auch ein Bauernhof, ein Restaurant und Hotel. Die Bäckerei fiel einem Brand zum Opfer, doch der Firmeninhaber konnte eine andere Bäckerei im Ort übernehmen. Im Jahr 1900 gab es im St-Imier-Tal 35 Bäckereien, heute sind es zwei.

Ab 1908 führte Eduard Leuenberger den Betrieb. Auch er musste einen Brand erleben. Als er 1940 starb, kehrte sein 17-jähriger Sohn Jean-Pierre kurz vor Abschluss der Bäckerlehre in Biel nach Hause zurück. Bis 1948 führte Jean-Pierre Leuenberger die Bäckerei zusammen mit seiner Mutter und danach selbstständig. Er startete aufgrund eines Richemont-Kurses mit der Herstellung von handwerklich hergestellter Glace und verkaufte seine Stängelglacen bis in die jurassische Ajoie. Zudem liess er die Backstube renovieren, eröffnete drei Filialen in anderen Ortschaften des Tals und gab dem Betrieb den bis heute gültigen Namen «Chez Jean-Pierre».

1989 übernahm der 1963 geborene, mit fünf Geschwistern aufgewachsene Jean-François Leuenberger den Familienbetrieb. Er eröffnete eine weitere Filiale. Der Vater von zwei erwachsenen Kindern wird von seiner Partnerin unerstützt. Er setzt nicht nur auf ein Leaderprodukt, sondern auf insgesamt tradi­tionelle Backwaren aus regionalen Rohstoffen. Er war viele Jahre in kantonalen und nationalen Gremien des Berufsverbandes und seit 25 Jahren im Westschweizer Regionalverband aktiv und ist seit dem letzten Jahr Vizepräsident des SBC. Seit 2001 ist er Richemont-Verwaltungsrat, 2001 – 2013 war er Verwaltungsrat der Pistor und sechs Jahre lang Präsident der Proback.

Boom bei Take-away

Im letzten Jahrzehnt nimmt der Absatz von Take-away-Produkten wie Sandwichs, Canapés, Schinkengipfeli und Pasteten am meisten zu. «Viele essen über Mittag etwas unterwegs. Ausserdem nehmen viele zu Hause kein Frühstück ein und kaufen bei uns etwas fürs Znüni», stellt Leuenberger fest. Die einst wertvollen Lieferungen an Institutionen, Spitäler und Restaurants nähmen hingegen stark ab. «Bestellt werden fast nur Produkte, die nicht vorgebacken erhältlich sind, zum Beispiel Kilobrote.» Leuenberger sieht, wie Grossverteiler und der Einkaufstourismus die Branche bedrängen. Es sei darum wichtig, dass Brot wieder an Wertschätzung gewinnt, besonders in der Gastronomie.

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