Ein Cyberangriff auf eine Bäckerei-Confiserie? Noch vor wenigen Jahren unvorstellbar – heute Realität, auch für Handwerks- und Lebensmittelbetriebe. Der Vorfall bei uns in der Bäckerei-Conditorei Fleischli AG im letzten März hat es eindrücklich gezeigt.
Das Bild vom Bäcker mit Mehl an den Händen ist zwar sympathisch, doch die Realität sind hochdigitalisierte Betriebe. Produktionspläne, Kassen, Logistik und Kundendaten – ohne IT steht alles still. Wer das als «Luxusproblem der Grossen» abtut, gefährdet im schlimmsten Fall seine eigene Existenz.
Das Beispiel Fleischli zeigt zwei Dinge: Erstens, wie schnell eine kleine Nachlässigkeit – ein Laptop mit falschen Rechten – zur Katastrophe führen kann (siehe Bericht vom 29. August). Zweitens, dass Resilienz nicht aus Technik allein entsteht. Entscheidend war die Kombination aus Cyberversicherung, externen Fachleuten, einem im Voraus bestimmten und klar geführten Notfallteam und der grosse Einsatz und die Bereitschaft der Mitarbeitenden, über Nacht von digital auf analog umzustellen. Diese Mischung rettete das Unternehmen aus dieser heiklen Situation.
Es wäre jedoch fatal, wenn wir daraus nur die Botschaft «gut davongekommen» mitnehmen. Die Lehre lautet: Cybersicherheit ist Chefsache. Sie gehört in die gleiche Kategorie wie Liquiditätsplanung, Kommunikation, Hygiene oder Arbeitssicherheit. Investitionen in Firewalls, Backups und Schulungen sind keine Kostenblöcke, die man «später einmal» angeht – sie sind so elementar wie Mehl und Hefe.
Genau darin liegt die Verwundbarkeit. Das Beispiel Fleischli zeigt: Schon eine kleine Nachlässigkeit – ein Laptop mit falschen Rechten – kann zur Katastrophe führen. Resilienz entstand nicht allein aus Technik, sondern aus Cyberversicherung, Fachleuten, einem vorbereiteten Notfallteam und dem Einsatz der Mitarbeitenden, die über Nacht von digital auf analog umstellten.
Auch wenn nicht jede Bäckerei-Confiserie ein eigenes IT-Fachteam beschäftigen kann: In jeder Bäckerei können und müssen Strukturen geschaffen werden, um vorbereitet zu sein. Dazu gehören Notfallpläne, Sensibilisierung der Mitarbeitenden und eine realistische Einschätzung, welche Risiken bestehen. Denn digitale Angriffe werden nicht verschwinden – sie werden häufiger.
Der Cyberangriff auf Fleischli ist damit mehr als eine Einzelfallgeschichte. Er ist ein Signal an unsere ganze Branche: Wir können uns nicht vor der digitalen Realität verstecken. Aber wir können lernen, damit umzugehen und gestärkt daraus hervorgehen.
Konrad Pfister, ZV-Mitglied und Vertreter IG Grossbetriebe
Inhaber Bäckerei-Conditorei Fleischli AG
Bild: Franzisca Ellenberger