Brot ist ein einfaches Lebensmittel, das uns in vielen Momenten des täglichen Lebens begleitet. Es ist ein so einfaches Produkt, so dass wir es manchmal als selbstverständlich ansehen.

Ich habe viele Erinnerungen an Brot, insbesondere aus meiner Kindheit. Ich denke gerne an die Bäckerei auf dem Weg von zu Hause zur Schule zurück, an die dunklen Wintermorgen, wenn der Schnee auf dem Bürgersteig höher war als mein Blick als Mädchen. Alles war weich, weiss und vor allem kalt. An diesen Morgen waren die einzigen beiden Wärmequellen die Hand meiner Mutter, die meine Hand hielt, die in ihrer Manteltasche steckte, und das Licht des Schilds der Bäckerei.

Obwohl es noch sehr früh war, waren die Stufen zur Bäckerei bereits schneefrei. Kaum war die Tür der Bäckerei durchschritten, signalisierte das Ding-Dong der Glocke den Beginn einer Erfahrung, die man heute wohl eine immersive Erfahrung nennen würde. Beim Betreten der Bäckerei wurde man vom berauschenden Duft von noch warmem Brot völlig umhüllt und gefangen genommen; und das nächste Gefühl sollte das Auge und die Fantasie von Erwachsenen und Kindern sättigen. Tatsächlich war das Brotregal hinter der Theke ein echtes Puzzle in Originalgrösse. Man konnte sich an allen Brotformen erfreuen: Gipfeli, Semmeli, Butterzöpfe, Bürli, Weggli, lange und kurze Brotlaibe sowie runde, grosse und kleine Baguettes (pagnotte).

Mehr als vierzig Jahre sind seit diesen Erinnerungen vergangen, und in der Stille der Nächte wiederholt sich die Magie der Bäcker in ihrem Rhythmus, um täglich und ohne jemals als selbstverständlich zu betrachten, den Duft von Zuhause, Familie und Tradition zu schenke.

Maria Grazia Carbone


Als Direktorin von Ticinowine ist Maria Grazia Carbone für die Förderung der Weine und des Tessins zuständig. Sie ist seit vielen Jahren im Bereich der Tourismusförderung und im Einzelhandel tätig und stellt das territoriale und kulturelle Erbe als sektorübergreifende Ressource in den Mittelpunkt.

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