Am SBC-Kongresses in Bern standen sie im Rampenlicht: Vera Stocker (Bäckerei-Konditorei) und Nadia Koller (Konditorei-Confiserie), die beiden Schweizer Teilnehmerinnen an den WorldSkills 2024 in Lyon (F) – und Botschafterinnen für mehr Zusammenarbeit in der Branche.
Die beiden blickten am Kongress auf ein Jahr voller Disziplin und grosser Momente zurück. «Vor einem Jahr hätte ich nicht gedacht, was alles möglich ist», sagte Vera Stocker. Was für viele wie ein ferner Wettbewerb klingt, war für die beiden jungen Fachfrauen Alltag – mit viel Schweiss, Ausdauer und Teamgeist. Nadia Koller beschreibt ihre WorldSkills-Zeit als «intensiv, aber auch unglaublich schön». Der erste Tag sei besonders eindrücklich gewesen – als die monatelange Vorbereitung Realität wurde.
Für beide war die Teilnahme geprägt von emotionalen Höhen, aber auch von Momenten, die sie an ihre Grenzen führten. «Mein Schaustück ist mir dreimal kaputt gegangen», erzählt Nadia Koller. «Ich war mental ziemlich am Boden.» Doch sie fing sich und am zweiten Tag lief es wieder besser. Für Vera Stocker war es die Geduld, die gefordert wurde: «Ich musste zwei Tage warten, bevor ich überhaupt antreten konnte – das war fast das Härteste.»
Trotz allem überwog das Positive. Trainings mit dem Team, gemeinsame Ausflüge, und das Wissen, dass so viele Menschen an sie glaubten. «Ich hatte sogar eine eigene Fritteuse – sie haben mir alles besorgt, was ich brauchte», erzählt Vera. Die jungen Branchenfrauen reisten von den WorldSkills in Lyon mit einem Diplom nach Hause.
Dank an ein ganzes Netzwerk
Beide betonten, wie viele Menschen hinter ihrer Leistung standen. Nadia Koller erwähnte ihren Coach Vanessa Schnyder von der Confiserie Roggwiller in St. Gallen und zahlreiche weitere Unterstützer/innen. Vera Stocker ergänzte: «Kolleg/innen, Familie, Freunde, Coach Ramona Bolliger – ohne sie wäre das nicht gegangen.»
Zurück im Berufsalltag – aber mit neuer Perspektive
Heute arbeitet Vera Stocker bei der Richemont Fachschule in Luzern. Nadia Koller ist zurück in ihrem Ausbildungsbetrieb in der Bäckerei Drei Könige Appenzell (AI), steht frühmorgens wieder in der Backstube und experimentiert zu Hause mit Pralinés. «Ich bin ein Morgenmensch. So habe ich am Nachmittag noch Zeit für anderes», sagte sie schmunzelnd.
Und wo sehen sie sich in fünf bis zehn Jahren? «Ich habe keine festen Pläne», sagte Nadia Koller. «Aber ich möchte mit meinen Pralinés weiterarbeiten, Berufserfahrung sammeln – und irgendwann vielleicht Lernende begleiten.» Vera Stocker ergänzte: «Berufsprüfung, vielleicht selber ausbilden. Wer weiss, in zehn Jahren kann viel passieren.»
Ein Appell ans Bäckerei-Confiserie-Gewerbe
Zum Schluss richtete Vera Koller das Wort an das Kongress-Publikum: «Ich habe es schon letztes Jahr gesagt: Wir wünschen uns weniger Differenzen zwischen Bäcker/innen und Confiseur/innen – und mehr Zusammenarbeit.» Applaus brandete auf. Nadia Koller schloss sich an: «Und dass man den Nachwuchs nicht vergisst. Es braucht uns – auch wenn wir früh aufstehen müssen.»
Belohnung mit Weitblick
Als Zeichen der Anerkennung erhielten beide einen Globetrotter-Reisegutschein im Wert von 500 Franken. Gefragt nach ihren Reisezielen, zieht es Vera Stocker nach Indonesien oder auf die Philippinen, während Nadia Koller lieber in den Norden reisen möchte.
Wer die beiden wiedersehen möchte: Am Family Day an den SwissSkills werden sie erneut im Einsatz sein – mit dem gleichen Elan, derselben Leidenschaft und garantiert mit viel Herz fürs Handwerk.
Franzisca Ellenberger