Die Versammlung der Freiburger Bäcker-Confiseure in Matran stand ganz im Zeichen der Nachwuchsförderung. Die Entwicklung der Lernendenzahlen – vor allem im deutschsprachigen Teil – ist alarmierend. Alle Teilnehmenden waren sich einig: «Il faut se bouger!» («Wir müssen aktiver werden»)

Didier Ecoffey wies an der Generalversammlung des Freiburger Kantonalverbandes einleitend auf die Wichtigkeit des Nachwuchses hin: «Sie können die späteren Unternehmer in unserer Branche sein!» Er forderte die Mitglieder auf, die Vorschriften bei der Ausbildung der Lernenden zu beachten, würden diese nicht eingehalten, schadeten sie nicht nur sich, sondern der ganzen Branche.

Zwar habe sich die Zahl der Auszubildenden im Kanton Freiburg seit 2018 stabilisiert. Im September 2021 zählte man in der Produktion insgesamt 110 Lernende: 72 in der Bäckerei-Konditorei, 31 in der Konditorei-Confiserie und 8 Lernende EBA (AFP) Bäckerei-Konditorei-Confiserie.

Richard Uldry, Präsident der Lehrlingskommission und Verantwortlicher für die Berufsbildung Bäckerei-Confiserie, betonte, dass die Zeit für den Nachwuchs die wichtigste Investition in die Zukunft sei: «Geben wir das Maximum für den Nachwuchs!»

Alarmierende Zahlen im deutschsprachigen Teil
Mit alarmierenden Zahlen für den deutschsprachigen Raum im Kanton Freiburg wartete Christophe Nydegger, Freiburger Leiter des Freiburger Amt für Berufsbildung, auf: In den letzten Jahre befand sich die Klassengrösse praktisch immer unter dem vorgeschriebenen Minimum. Zurzeit absolvieren drei Lernende in der Bäckerei-Konditorei-Confiserie das erste Lehrjahr. Für den Lehrbeginn im Sommer 2022 hat es zurzeit nur vier Lehrverträge. «Wir werden das nächste Jahr die Klasse schliessen müssen, sollten nicht mehr Erstlehrjahrlernende gewonnen werden können», drohte Nydegger. In diesem Fall müssten die Deutschschweizer Lernenden im Kanton Bern die Kurse besuchen. Nydegger äusserte sich allerdings verhalten zuversichtlich: Als Beispiel nannte er die Metzger. Ihnen drohte wegen zu wenig Lernenden ebenfalls eine Klassenschliessung. Das Jahr darauf zählte man zwanzig neue Lernende. Nydegger forderte die Anwesenden auf, sich zu engagieren. «Die Werbung für eure Berufe ist euer Job!»

Fünf vor zwölf
«Es ist fünf vor zwölf», warnte Rolf Wehren, Direktor der Gewerblichen und Industriellen Berufsfachschule Freiburg GIBS und ergänzte: « Il faut se bouger!» («Wir müssen aktiver werden.»). Denn: Sei die Ausbildung im eigenen Kanton nicht möglich, seien die Jungen nicht mehr bereit, diese Lehre zu absolvieren, «dann sind sie weg!».

Unbefriedigend ist die Situation auch im Verkauf. Das Fazit von Margrit SaudanVerantwortliche für den Detailhandel im Kantonalverband: «Zu wenig Verkäuferinnen und zu wenig Nachwuchs.»  

Wichtige Weiterbildung
Didier Ecoffey wie auch Sébastien Knecht, Leiter des Richemont Kompetenzzentrums in Yverdon-les-Bains betonten die Wichtigkeit der Ausbildung und die Förderung der Berufe. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, sei es zudem wichtig, dass qualifiziertes Personal in der Produktion und im Detailhandel an Weiterbildungskursen teilnehme.

Keinen Sololauf der Freiburger
Zur Sprache kam an der Kantonalversammlung auch das Pilotprojekt für Erstlehrjahrlernende, das dieses Jahr im Kanton Wallis gestartet wird. Die Haltung des Kantons Freiburg ist hier ganz klar: «Wir werden ein solches Projekt nicht realisieren», unterstrich Christophe Nydegger. «Dies ist Aufgabe der Unternehmen, der Berufsbildner und nicht des Staates.» 

Neuer Maître und neues Ehrenmitglied
Zwölf Jahre lang stand Claude Zosso als Grand Maître der Confrérie fribourgeoise des Chevaliers du bon pain vor. An der Kantonalversammlung verkündete Zosso, dass er mit Christian Audergon von der Bäckerei Au Vieux Grenier SA in Grolley einen würdigen Nachfolger gefunden habe. Dieser wird beim nächsten Inthronisationskapitel, voraussichtlich 2023 stattfinden, offiziell eingeführt werden. Claude Zosso wurde feierlich zum Ehrenmitglied ernannt. Geehrt wurden zudem Bernard Walker für seine über 30-jährige Mitgliedschaft bei der Confrérie fribourgeoise der Chevaliers du bon pain und Catherine Oberson, die seit 40 Jahren für die Fédération Patronale und den Freiburger Kantonalverband im Einsatz ist.

An der Generalversammlung wurden die bisherigen Rechnungsrevisoren Christoph Seydoux und Sébastien Périsset in ihren Ämtern bestätigt sowie Frédéric Mettraux als Nachfolger von André Grandjean gewählt.

Der Freiburger Kantonalverband zählt zurzeit 104 Mitglieder, davon 75 mit Geschäft.

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